31. Spieltag 1. FC Kaiserslautern - SG Dynamo Dresden

Dixie starrte ungläubig auf seinen Laptop. Die neu gegründete Sport AG hatte ihn angesichts der bisherigen Dynamo-Ergebnisse auf dem Betzenberg beauftragt, irgendetwas Motivierendes zu finden, mit dem man den Jungs den letzten Kick geben konnte. Dynamo hatte in Punktspielen dort bisher ein kümmerliches Pünktchen ergattert und das war schon über 24 Jahre her. Das letzte Tor dort hatte vor fast genau 23 Jahren Johnny Ekström geschossen, insgesamt waren den Schwarz-Gelben nur zwei gelungen bei ihren sieben Gastspielen.

‚Der FCK ist ja schon fast sowas wie ein Angstgegner, jedenfalls auswärts‘, dachte Dörner und grub sich weiter durch die Statistiken. Es musste sich doch irgendwas finden lassen. Bei fusballdaten.de wurde er schließlich fündig. Ein kleines Lächeln flog über sein Gesicht. ‚Haben wir doch tatsächlich drei Spieler im Kader, die schonmal in Lautern gewonnen haben.‘ Penny Mlapa war am 14. März 2016 dabei, als Bochum mit 2:0 gewann. Gonni Gonther wurde wie schon am 19. Mai 2013 auch am Nikolaustag 2015 eingewechselt, um die 2:1-Erfolge von St. Pauli zu sichern. Und Lumpi wird sich vermutlich kaum noch daran erinnern können, dass er am 23. Oktober 2009 beim 2:0 der Fortunen auf dem Betzenberg auf dem Platz stand.

‚Aber alle drei werden wohl nicht im Kader stehen‘, überlegte er und da schon genug Leute dem Trainer gute Ratschläge gaben, wollte er ihn nun nicht auch noch belästigen. Also wie sollten die beiden ihre Erfahrungen an die Mannschaft weitergeben? Immerhin acht Spieler waren bei der letzten 0:3-Niederlage dabei gewesen, sieben davon dürften auch diesmal zum Kader gehören.

Als Dörner grübelnd durch das Stadion tigerte, begegnete ihm Minge-Vertreter Kristian Walter, dessen Videoanalysen bei den Spielvorbereitungen Gold wert waren, auch wenn die Jungs dass nicht immer so auf dem Rasen umsetzten. Da kam ihm die rettende Idee. Er besprach sich kurz mit Walter, der rief noch Buschmann dazu und zu dritt verschwanden sie im Videoraum.

Als Uwe Neuhaus in der Mannschaftssitzung das Video zur unmittelbaren Spielvorbereitung startete, flimmerte zunächst ein Spiel auf der Leinwand, das unzweifelhaft auf dem Betzenberg stattfand, und die Gegner der Lauterer hatten ein etwas verwaschenes Schwarz-Gelb am Körper ( http://mediadb.kicker.de/news/1000/1020/1100/4000/spielbericht/716205/jovanovic_1_0_lautern-1256319575_zoom32_crop_600x450_600x450+157+3.jpg ). Als diese Mannschaft das 1:0 erzielte, johlte seine Truppe hörbar – und sah auf der Leinwand, wie sich die Leibchen zusehends in ein ordentliches tiefschwarz-dynamogelb verwandelten. Der Effekt, für den im Videoraum die ganze Nacht gearbeitet worden war, begann bei einem, den die Jungs unschwer am Laufstil als Lumpi erkannten. Und nach dem 2:0 – das wie schon das erste Tor Ex-Dynamo Jovanovic erzielte – gab es kein Halten her. Da spielte Schwarz-Gelb und gewann auf dem Betze.

Lumpi, der trotz Verletzung zur Sitzung gekommen war, räusperte sich. „Geiles Spiel damals“, sagte er. „Man kann dort gewinnen und erst recht in Schwarz-Gelb.“ Penny ergänzte: „Schafft man irgendwie auch in blau, aber in schwarz-gelb macht’s eindeutig mehr Spaß.“ Gonni lakonisch: "Punkteklau auf dem Betze tut gut." Neuhaus verwarf die Worte, die er sich zurechtgelegt hatte, in denen es martialisch um Gras fressen, Klassenerhalt, Fans, Vereinsangestellte und es allen zeigen gehen sollte. „Männer, wir machen das am Sonntag wie Lumpi, Gonni und Penny. Wir halten dagegen, keiner von denen kommt durch und wir treffen. Diesmal lassen wir auf dem Rasen den Betze brennen. Es wird Zeit für den ersten Sieg dort oben.“ Spontan entschied er, dass diesmal 21 in den Bus steigen würden.

Am Spieltag war die Dresdner Brust breit. Mit einem entschlossenen Lächeln zogen sie auf den Rasen und dort ihr Spiel auf. Kein falscher Schiedsrichterpfiff, keine Lauterer Großchance konnte sie in ihrem Glauben beirren, dass sie es packen würden. Und so kam es, wie es kommen sollte. Paco markierte das 1:0 in der 59. Minute nach einem Eckball und nach einem perfekten Konter in der 88. traf Doppelpaco zur Entscheidung. Dixie Dörner saß auf der Tribüne und genoss den Triumph still. Gegen Fortuna in sechs Tagen würde er keine Tricks mehr brauchen.
This contribution was last edited by Kermit_der_Frosch on Apr 20, 2018 at 4:39 PM hours